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5012aa9bfd in Edelcruisen in der Wüste: Maybach 62s und McLaren Mercedes SLR722

Dubai – das Mekka eines jeden Vorzeigeproleten. Die Stadt, die unvorstellbar viel Geld zur Verfügung hat, aber architektonisch keinen Stil beweist. Die Stadt, mit den meisten Baukränen auf der Welt. Eine einzige Baustelle. Und trotz des nicht vorhandenen Geschmacks in Sachen Baukunst, haben die Scheiche vor Ort in einem immer die Nase vorn. Auf kaum einem anderen Plätzchen dieser Erde sieht man schönere und exklusivere Automobile als hier.

Grund genug, um zwei besonders teure und seltene Exemplare aus dem Mercedes Konzern zu präsentieren: zu einem wäre da der Supersportler McLaren Mercedes SLR722, zum anderen die Überlimousine Maybach 62s. Das werden ein paar wundervolle Tage.

Besonders der SLR722 lässt alles in mir kribbeln. Ich bin ja schon mit einigem verwöhnt worden, aber solch exklusive Exemplare, für die zukünftige Besitzer mal eben knapp eine halbe Million Euro berappen müssen, bekommt man eben nicht jeden Tag vorgesetzt. Maybach hin Maybach her, der SLR ist es, der mein Herz höher schlagen lässt.

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Doch es kommt natürlich wie es kommen muss. Am ersten Tag wird erst einmal der Maybach 62s präsentiert. Nachdem ich es mir anfangs hinten gemütlich gemacht und mich durch Dubai chauffieren lassen habe, schwirrt mir der SLR unentwegt durch den Kopf. Was soll man denn eigentlich zum Maybach sagen? Ist er groß? Jupp. Ist er schnell? Jupp. Ist er sein Geld wert? Jupp. Ok, danke. Ich möchte bitte aus dem Maybach aussteigen und in den SLR einsteigen. Biiittttte. Das Flehen hilft nicht. Aber immerhin darf ich jetzt endlich den Nobelhobel selbst durch die Wüstenstraßen von Dubai bewegen. Kaum im Cockpit angelangt, schwebt dem Fahrer das Flair der S-Klasse entgegen. Zwar edel verpackt aber doch wiederzuerkennen.

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Der vom Haustuner AMG weiterentwickelte 6 Liter V12 leistet nun stramme 612 PS und bringt den schweren Brocken in unglaublichen 5,2 Sekunden von 0 auf 100. Das ist wohlgemerkt schneller als ein Porsche Cayman S. Erst bei Tempo 250 ist Schluss mit dem Beschleunigungswahn. Durchaus hätte ich gerne mal die Drifteigenschaften dieses Riesenmonstrums ausprobiert, aber das blieb mir leider Gottes verwehrt.

Nach ein paar Stunden hat man sich allerdings im Maybach satt gefahren. Es ist und bleibt nun mal eine Chauffeurslimousine. Der Maybach 62s fährt sich trotz der Länge von 6,17 Metern und dem Kampfgewicht von knapp 2,8 Tonnen problemlos wie eine S-Klasse, und zeigt, dass er durchaus fähig ist, Kurven nicht im Schneckentempo zu bewältigen. Ich komme zu dem Fazit, dass ein 62s Maybach eine wirklich gelungene Konstruktion geworden ist. Doch die Reife und Ruhe, um mich entspannt in einem rollenden Wohnzimmer rumkutschieren zu lassen, die hab ich wahrlich noch lange nicht. Ich will endlich den SLR. Doch damit muss ich mich noch bis zum nächsten Tag gedulden.

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Aber warum genau reizt mich dieses edle Supergeschoss? Zum einen hat sich Mercedes eine hübsche Geschichte dazu einfallen lassen. Auf der legendären Mille Miglia absolvierte 1955 die britische Rennfahrerlegende Stirling Moss im 300 SLR mit der Nummer 722 einen phänomenalen Vollgassieg. Um 7 Uhr 22 begann die mörderische Fahrt durch Bella Italia. In 10 Stunden 7 Minuten und 48 Sekunden durchfuhr Stirling die Ziellinie. Das Durchschnittstempo lag bei – selbst für die heutigen Verhältnisse halsbrecherischen- 157,62 Stundenkilometern für die 1600 Kilometer lange Strecke. Ein großer Brocken Historie, die die Sonderedition des heutigen SLR zu schlucken hat.

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Ich zähle Ihnen ein paar Daten auf, um erstmal den Urinstinkt eines jeden Mannes wieder zum Vorschein zu bringen. 650 PS bringen den Supersportwagen in 3,6 Sekunden von 0 auf 100. Bis Tempo 200 vergehen gerade mal 10,2 Sekunden. Ausruhen tut sich die Temponadel erst bei Tempo 337. Das sind Daten, die das Herz eines jeden Asphaltinfizierten höher schlagen lässt. All dies wurde im englischen Woking, wo der McLaren haust, weitestgehend in penibler Handarbeit und Know How aus der Formel 1, zu einem Supersportler zusammengebaut. Vollkommen zu Recht darf sich der SLR722 in die obere Elite einordnen lassen. Und heute, nach einem unruhigen Bettwälzer-Schlaf werden wir es ordentlich krachen lassen mit der Karre.

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Die Luft ist nicht angenehm zu atmen, es ist brüllendheiß. Schweißperlen laufen mir schon am Ausgang des Hotels über die Stirn. Doch endlich ist es soweit. Ich bekomme den Schlüssel für „meinen“ SLR722 in die Hände. Was für ein Gefühl. Noch ein paar Meter und dann schaut er mich auch schon an. Dieses elegante Coupé, diese Linienführung, aggressiv und dennoch mit Würde behaftet. Und überall Carbon. Herrlich.

In dezenter Feinarbeit wurde der Abtrieb der Vorderachse durch aerodynamische Zusatzkomponenten um 128 Prozent erhöht. Dieses soll für ein noch intensiveres Fahrgefühl sorgen. Zumal durch den vermehrten Einsatz von Carbon das Fahrzeuggewicht um knapp 45 Kilogramm gesenkt wurde. Der Diamant ist nun endgültig in Richtung Perfektion geschliffen worden. Die Karosserie des SLR722 presst sich bei hohen Geschwindigkeiten gerade zu in den Asphalt und erhöht somit auch die Kontrollierbarkeit und Fahrsicherheit.

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Ich öffne die Fahrertür, die mit einem leisen Hydraulikrauschen nach oben fährt. Kaum Platz genommen in den mit Alcantara / Leder bezogenen Sportschalensitzen schnellt auch schon die Tür zu und der Schlüssel steckt im Zündschloss, der Finger bewegt sich zum knallroten Starterknopf. Countdown, Herzklopfen…3….2….1…..Zündung. Wrooooaaaamm.

Was zur Hölle? Der V8 meldet sich mit einem brachialen Soundfeuerwerk zum Dienst an und lässt dies jeden über die direkt hinter den Fronträndern montierten Sidepipes hören. So muss sich ein Supersportler anhören. Das ist die Wahrheit. Das beste daran, ich bin ja noch nicht mal losgefahren. Also: los geht’s.

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Während ich mich durch den Verkehr auf Dubais Straßen kämpfe, fällt mir die ewig langgezogene Schnauze auf, die nicht enden möchte. Die ersten Kilometer sind da noch relativ gewöhnungsbedürftig, doch man hat sich schnell an die etwas anderen Maße gewöhnt und konzentriert sich wieder voll und ganz auf den Verkehr, der mit seinem Gewusel für die eine oder andere Schweißperle sorgt.

Schließlich wird hier gerade ein auf 150 Stück limitierter und 476.000 Euro teurer Supersportwagen von meinen Händen geführt. Um so mehr freu ich mich, dass ich dies unbeschadet überstehe und den Weg in Richtung Wüstenstraße antreten kann. Allerdings nicht, ohne ein paar Details im Kopf zu haben.

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Zum einen werden in Dubai Geschwindigkeitsüberschreitungen eines Normalsterblichen hart geahndet. Die Kunst ist es also, sich nicht dabei erwischen zu lassen. Zum anderen sind manche Straßen einfach nicht mehr verfügbar. Sie enden ohne Ankündigung in einer riesigen Sanddüne, während sich ein paar Meter weiter eine neue Straße drumherum schlängelt.

Echte Herzattacken werden allerdings von diesen kleinen dreckigen und unscheinbaren Asphalterhebungen hervorgerufen. Oft gibt es kilometerweit auf der ganzen Strecke nicht einen dieser Rotzdinger zu sehen und auf einmal, mitten in der Wüste auf einer schnurrgeraden Strecke, passiert es dann. Ab in die Eisen, sonst ist es Essig mit Front und Unterboden.

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Aber ertragen zu müssen, dieses Auto nach Vorschrift durch die Gegend zu juckeln, das will mir nicht in den Kopf rein. Also, Angstschweiß weggewischt, Fenster auf und ab in den Boden mit dem Gaspedal. Es ist… brachial. Diese Präzision mit der jede Bewegung des Gaspedals umgehend in Vortrieb umgesetzt wird. Bis zu 820 Nm bei 4000 U/min zaubert der 5,5 Liter V8 Kompressormotor hervor. Das straffe, perfekt abgestimmte Fahrwerk, das in der 722 Edition noch mal um 10 Millimeter tiefer gelegt wurde, giert geradezu nach Kurven. Einschließlich der präzisen Lenkung, die dem Fahrer in jeder Kurve ein präzises Feedback wiedergibt. Die Soundkulisse, die hier auf den einsamen Wüstenstraßen erst richtig zur Geltung kommt, hat gefährliches Suchtpotential. Mantafahrer dürfen sich einen neuen Spruch ausdenken. „Boah Ey“ wird jetzt für diesen Flitzer gebraucht.

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Die 337 habe ich an diesem Tag nicht erreicht, doch wenigstens die 300 zu knacken, hab ich mir nicht nehmen lassen. Eine Art ausgefahrener Heckspoiler, Air Brake genannt, der sich beim Bremsen im Rückspiegel ankündigt und eine vergrößerte durch Carbon verstärkte Keramik-Scheiben-Bremsanlage sorgen für ein bissiges Einkrallverhalten auf dem Asphalt.

Trotz dieser phänomenalen Werte und dem garantierten Fahrspaß, verhält sich der SLR722 auch gerne wie ein Gran Tourismo. Alltagstauglich lässt er sich durch den dichtesten Verkehr lotsen und übersteht bei normaler Geschwindigkeit auch die eine oder andere kleine Erhöhung im Asphalt unbeschadet. Den Bordstein sollte man aber dennoch meiden. Auch beim Gepäck lässt der SLR sich nicht lumpen. Mit einem Kofferraumvolumen von 272 Liter lassen sich auch Touren zu zweit in den Urlaub machen, ohne das Gepäck nachschicken zu müssen.

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Falls Sie sich jetzt überlegen, die Bank Ihres Vertrauens mit Waffengewalt um ein paar Scheine zu erleichtern, vergessen Sie es gleich wieder. Um einen Kaufvertrag für dieses Sahnestück brauchen Sie sich nicht mehr zu bemühen. Alle 150 Exemplare sind innerhalb kürzester Zeit in glückliche Hände gegangen. Die Historie des alten SLR ist prächtig, und wer weiß, vielleicht sieht man ja demnächst einen SLR722 mit einem neuen Rekord. Vor kurzem ist gerade der alte Cannonball Rekord mit einem alten BMW M5 geknackt worden. Das will sich doch ein Mercedes nicht gefallen lassen…oder?

Text + Fotos: Mario-Roman Lambrecht (marioroman pictures)

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